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Kambodscha - Die Bahnlinie vom Meer in die Hauptstadt


2012 © Ludger Wimberg

Eisenbahn in Kambodscha. Es ist schon sehr lange her, dass hier der letzte Zug fuhr. Damals, es muss 1996 gewesen sein, standen hier der letzten Waggons, die Schienen waren auf der Strecke bereits abgebaut, gestohlen oder zerstört. Der Damm bei Hochwasser besiedelt. Kambodscha war gerade seinem Drama entronnen, sein Trauma sollte folgen. Der Schlächter Pol Pot und seine Khmer Rouge waren in die Berge getrieben worden, dort hatten sie noch Geschäfte gemacht mit den benachbarten Thailändern, Holz und Diamanten verkauft, dann war endgültig Schluss. Ein zerstörtes Land, eine vernichtete Infrastruktur. Die Eisenbahnlinie von Phnom Penh an die Küste gehörte dazu. Sie gab es nicht mehr, nur der Damm ist geblieben. Im Gegensatz zur Straße führte die Trasse nicht über die Berge, sondern windet sich geschickt in den Ebenen um die Elefantenberge über Campet und Takao nach Phnom Penh. Ein Abzweig nach Vietnam war immer geplant, aber dabei blieb es auch. Damals, ja, es sind schon über 15 Jahre inzwischen ins Land gegangen, spielten die Kinder in den Bahnanlagen von Sihanoukville und schliefen in den Hütten der Eltern. Die Eltern arbeiten im nahe gelegenen Steinbruch. Schwer, unmenschlich, als Sklaven. Ich hatte die Bahn und seine Bahnhöfe abgeschrieben, doch dann entdeckte ich auf einer Fahrt nach Kampot diesen riesigen Berg mit Bahnschwellen. Das war vor 3 Jahren.
Kinder auf den Gleisen

Einmal stand in der Zeitung, dass das australische Unternehmen sich weigern würde, weiterzuarbeiten. sie wollen nicht die Menschen, die inzwischen irgendwie in der alten Bahnanlage wohnen, vertreiben, das sei Aufgabe der Kambodschanischen Regierung. Sie stellten die Arbeit ein.


Das Ende der Gleise. Wann geht es weiter?

Dann hörte ich, es ist gar kein australisches Unternehmen, sondern ein vietnamesischen, getarnt als chinesisches. Klar, diese Tarnung wäre verständlich, sind doch die Freundschaftbekundungen dieser Länder stark reduziert auf die Betondenkmäler aus den Achtzigern, die wir ja alle aus der sozialistischen Phase Europas kennen, groß und hässlich, nach 3 Jahren im tropischen Wetter dieser Region dann auch noch schäbig grün. Ich sichte seitdem Beweise. Geht es weiter mit der Trasse? Wenn ja, warum? Denn sie muss sein. Jeden Tag stehen vor dem Containerhafen in Sihanoukville hunderte von Lastwagen jeden Alters und warten auf diese normierten internationalen Schachteln. Und dann ist die Erdöl-Seebrücke auch noch so geschickt platziert, dass der gesamte Verkehr sich durch ein kleines Holzhaufendorf zwängt, 3 Fünfachser pro 5 Minuten. Doch das Erdölterminal liegt direkt an der Bahn, das ist doch die Lösung...oder ist hier etwa ein Planer am Werk gewesen. Inzwischen bin ich mir sicher, das hier ist eine Erfolgsgeschichte, eine langsame aber eben ein Erfolg. Ich bin die Trasse abgefahren, da wo die Schienen nebenher liegen, da wo oben auf dem Damm keine sind. Sihanoukville wurde als Containerhafen geplant und ist inzwischen der neue Seehafen Südostasiens. Vor den großen Kriegen wurde alles über das Mekongdelta abgewickelt und dann über Land nach Kamputschea gebracht. Die Kriege machten das unmöglich. So entstand in den Sechzigern Sihanoukville, eine Neugründung.


Leben auf dem Bahndamm

In zwei Jahren soll es soweit sein, mit dem Zug von der Küste in die Hauptstadt in nur zweieinhalb Stunden. Möglich ist es schon. Versprochen war es schon vor 4 Jahren. Und dann sind da ja noch die Menschen, die unterm, neben und auf dem alten Bahndamm wohnen, die müssten wohl überzeugt werden zu gehen, doch wohin? Bei Hochwasser ist der Damm das einzige trockene Gelände und wird dann schnell wieder besiedelt, soviel steht fest. Doch mit dem Zug von Phnom Penh ans Meer würde ich schon gerne einmal fahren.